Das heutige Rezept glänzt weder durch ausgefallene Zutaten noch durch eine besondere Raffinesse und trotzdem schmeckt es super lecker. Es sind eben oft die einfachen Dinge, die schnell überzeugen. Woran das liegt? Wahrscheinlich an der Relation zwischen Aufwand und Ergebnis, die bei jeder Bewertung irgendwie mit reinspielt. Und natürlich die Erwartungshaltung die letztendlich bestimmt, ob wir am Ende des Tages positiv überrascht, maßlos enttäuscht oder einfach nur zufrieden sind.
Es ist gewiss kein Zufall, dass wir spontane Entscheidungen weniger bereuen und dass spontane Gerichte unseren Gaumen oft besonders erfreuen. So auch dieses hier. Das ist einer der Gründe, weshalb ich so gerne ohne Rezept, dafür inspiriert von meinen Gelüsten sowie meinen vorrätigen Lebensmitteln koche. Klar, greife ich gerade bei besonderen Anlässen auf die breite Rezeptauswahl im Internet zurück. Doch manchmal fällt es mir richtig schwer, aus der unglaublichen Vielfalt eine Entscheidung zu treffen. Oft spielt die Ästhetik des Gerichts sowie die Anzahl der Sterne eine ausschlaggebende Rolle. Doof nur, dass die meisten Menschen weder das Auge noch die Muse oder das technische Geschick dafür besitzen ein fertiges Gericht so in Szene zu setzen, dass es mit der Vorlage mithalten kann. Gleichzeitig ist die Erwartungshaltung an ein fünf-Sterne-Gericht dermaßen hoch, dass das Rezept eigentlich gar keine Chance hat dem gerecht zu werden.
Frustration und Enttäuschung machen sich breit. Klar würde es helfen die Situation vernünftig zu reflektieren, denn dann würde man sich bewusst machen, dass das gezauberte Essen nicht wie aus einem Katalog fotografiert aussehen muss und dass geschmackliche Superlative à la „der beste XY der Welt“ sowieso subjektiv sind und von der Erwartungshaltung desjenigen abhängen, der diese ausspricht. Für den einen sind die frisch gebackenen Schokomuffins eben „himmlisch“ oder „göttlich“ für den andern einfach solide, gutschmeckende Schokotörtchen, an denen nichts auszusetzen ist. Von den Formulierungsvorlieben einmal abgesehen frage ich mich auch manchmal was wir denn immer für ein Wunderwerk erwarten, wenn wir Mehl, Fett, Milch und Kakao in eine Schüssel rühren? Klar soll es schmecken aber eine Geschmacksexplosion muss es nicht immer sein. Es muss auch nicht immer fluffig, crunchy, cremig, süß, sauer und soulfood-mäßig schmecken. Es schmeckt wie es schmeckt und das ist gut so!
Ich möchte mich gerne überraschen lassen und das geht nur, wenn ich eben kein genaues Bild im Kopf habe, wie mein Essen auszusehen oder zu schmecken hat. Das ist sicher kein hate gegen all die künstlerischen Food Blogger, denn ohne die hätte ich so einige kulinarische Köstlichkeiten verpasst (von der täglichen Inspiration ganz zu schweigen). Es ist vielmehr eine Aufforderung an kochbegeisterte Menschen ihre Erwartungen ab und an zu reduzieren, stattdessen einfach nur nach Spaß sowie Gefühl zu kochen und zu genießen 🙂
In diesem Sinne, hier meine spontane Rezeptidee …
- Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Schalotte sowie den Knoblauch fein würfeln und in die Pfanne geben. Für 3 Minuten glasig dünsten. Die Gnocchi dazugeben und bei mittlerer Hitze goldbraun braten.
- In der Zwischenzeit den Grünkohl klein schneiden und waschen. In die Pfanne zu den Gnocchi geben und bei geschlossenem Deckel 4 Minuten garen. Zum Schluss den Sesam unterrühren sowie mit Salz und Pfeffer abschmecken.